Geschichte des Blaudrucks

Der Mensch verstand es schon seit früher Zeit seine Kleidung zu verzieren, Leder zu bemalen, Wolle zu färben oder gewebte Textilien ornamental zu gestalten. Spätestens, seit der Mensch sesshaft geworden ist, konnten all diese Techniken verfeinert und schlussendlich auch professionalisiert werden. Bereits 400 v. Chr. berichtet der griechische Geschichtsschreiber Herodot von einem Volksstamm am Kaspischen Meer, der die Blätter von Bäumen zerrieb, mit Wasser vermischte und damit Tierfiguren auf Kleider zu malte. Ähnliche Techniken sind aus aller Welt bekannt, aus den verschiedensten Epochen.

 

Stoffdruck: uralte Tradition aus fernen Ländern

Die Ursprünge der Stoffdruckkunst, wie wir sie heute in Europa kennen, führen nach Indien, einem Land mit einem Überfluss an Baumwolle und Farbstoffen. Auch der hochwertigste Farbstoff zm blau Färben, der Indigo, kommt von dort. Von Indien gelangte die Technik des Druckens mit Holzmodeln in andere Länder Asiens und von dort nach Afrika. In Ägypten, wo die Batiktechnik schon seit dem 1. Jahrhundert vor Christus bekannt war, wurde die Stoffdruckkunst weiterentwickelt. Der römische Schriftsteller Plinius der Ältere, der sich der Beobachtung der Natur verschrieben hatte und während des verheerenden Vulkanausbruchs des Vesuv 79 n.Chr. ums Leben kam, berichtete bereits über die ägyptische Druckkunst und auch darüber, dass die Ägypter bereits im Reservedruckverfahren zu drucke wussten.

 

 

Blaudruck: Leinen und Wolle in leuchtender Farbe

Der älteste europäische Fund textiler Druckkunst besteht aus Blaudruckstoffresten, die man im Grab des Hl. Cäsarius, des Bischofs von Arles (502-543 n. Chr.) fand. Der Stoffrest wurde im Reservedruckverfahren hergestellt und zeigt weiß ausgesparte Punkt-, Kreis- und Ringmotive. Er stellt damit den ältesten Fund eines Blaudruckstoffes in Europa dar. Ob dieser Fund in Europa hergestellt worden war oder importiert worden war, konnte bisher nicht geklärt werden. Erst Mitte des 15. Jahrhunderts wurde in Deutschland eine Anleitung zum Zeugdruck, also zum  Bedrucken von Textilien, niedergeschrieben. Während in Italien hauptsächlich kostbare Seiden bedruckt wurden, beschränkte man sich im ärmeren Deutschland auf das Bedrucken von heimischen Materialien, wie z.B. Leinen und Wolle. Doch obwohl das Wissen um den Druck nun bekannt wurde, verlor dieser im Zuge des Aufblühens der wirtschaftlichen Macht des Bürgertums erheblich an Bedeutung. Die zu Wohlstand gelangten Bürger leisteten sich nun bestickte, oder kostbar gewebte Kleidung. In der Folge wurde der Zeugdruck immer mehr zur „Arme-Leute Kunst“.

Die Entdeckung der Seewege nach Ostindien sowie die Verarmung des ehemals reichen Bürgertums, welche durch den Dreißigjährigen Krieg ausgelöst worden war, führte zur Wiederentdeckung der in Vergessenheit geratenen Stoffdruckkunst. Vor allem die Engländer und Holländer importierten die bedruckten Baumwollstoffe („Indiennes“ genannt) nach Europa. Sie waren aufgrund ihrer warmen, leuchtenden Farben und phantastischen Musterungen hoch begehrt. Ungefähr zeitgleich wurde in Deutschland der Indigo eingeführt und verdrängte durch seine bessere Qualität schon bald den heimischen Waid. Der Blaudruck in Europa erfuhr seine Blütezeit.

Im 18. und 19. Jahrhundert zeigen die Wanderkarten der Blaudruckergesellen von der großen Verbreitung der Blaudruckerkunst. Diese Epoche kann als die Blütezeit des Blaudrucks bezeichnet werden. Nach 1900 ging die Anzahl der Druckereien rapide zurück. Der Blaudruck konnte sich nicht mehr gegen die Industriestoffe und den maschinellen Mehrfarbendruck wehren, und es blieb diese Handwerkliche Kunst im Zuge der technischen Vervollkommnung in der Textilindustrie, die zunehmend schneller und preiswerter erzeugen konnte, auf der Strecke.

 

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