Das Blaudruck Handwerk ist ein ganz besonderes Handwerk und wurde in den wenigsten Gegenden eindeutig einer Zunft zugeordnet. Grund dafür war, dass der Blaudrucker sowohl druckte als auch färbte – und dies heute noch tut. Eine weitere Besonderheit war, dass beim Blaudrucker nicht fertige Stoffe gekauft wurden, sondern die Kunden, hauptsächlich aus dem bäuerlichen Umfeld, ihr gewebtes Leinen zum Blaudrucker brachten und dann aussuchten, mit welchen Mustern dieses bedruckt werden sollte. Die Stoffbahnen wurden mit einer Messingmarke gekennzeichnet, der Kunde bekam das Gegenstück dazu. So wurde sicher gestellt, dass auch der richtige Stoffballen wieder abgeholt wurde.
Auch heute noch kann bei Blaudruck Wagner aus einer Vielzahl an Mustern und Bordüren gewählt werden und neben Leinen vom Ballen werden auch mitgebrachte Stoffe für den Kunden gefärbt. Die individuellen Wünsche des Kunden stehen somit im Vordergrund.
Blaudruck: das Drucken
Beim Blaudruck handelt es sich um ein Reservedruckverfahren. Der im Sprachgebrauch fest verwurzelte Ausdruck Blaudruck ist technisch gesehen unzutreffend, da mit Blau nicht gedruckt, sondern gefärbt wird. Gedruckt wird mit einer Reserve, dem so genannten Papp.
Der Aufdruck dieser farbabweisenden Masse erfolgt mit Holzmodeln. Nach dem Drucken muss der Stoff bis zu vier Wochen getrocknet werden, bevor er gefärbt werden kann. Im Färbebad nehmen die Stellen, an denen der Papp aufgedruckt worden ist, die Farbe nicht an. Das im Indigo gefärbte Leinen wird anschließend ausgewaschen und das Muster erscheint weiß auf blauem Grund.
Der Papp ist vergleichbar mit dem Wachs bei der Batiktechnik, und seine genaue Rezeptur wird von keinem Blaudrucker verraten. Hier hat jeder sein eigenes Rezept, das nur innerhalb der Familie von Generation zu Generation weitergegeben wird.
Blaudruck: das Färben
Das mit Papp bedruckte, getrocknete Leinen wird vor dem Förben auf einen Metallreifen aufgespannt. Dieser wird in das Farbbad, die so genannte Küpe, eingelassen. In dieser Küpe wird der an sich wasserunlösliche Farbstoff Indigo durch einen chimischen Vorgang wasserlöslich gemacht, durch die Oxidation an der Luft wird der Farbstoff wieder wasserunlöslich. Auch die Küpe ist das Geheimnis eines jeden Färbers, welche Art von Küpe ein Färber verät und wie ihr exaktes Rezept lautet, wird nicht verraten. Die Küpe ist über Jahrzehnte haltbar und wird vor jedem neuen Färbedurchgang „nachgeschärft“, also mit neuem Farbstoff versehen. Ein erfahrener Blaudrucker erkennt am Geruch, an der Konsistenz und an der Farbe seiner Küpe, wann wieder nachgeschärft werden muss. Dies geschieht zwei Tage vor dem Färben, dann wird die Küpe auch aufgerührt, um zu Boden gesunkene Bestandteile wieder mit der Küpe zu vermischen.
Der für die Küpe verwendete blaue Indigofarbstoff ist von großer Wichtigkeit. Er ermöglicht durch seine besonderen Eigenschaften erst das Blaudrucken. Im Gegensatz zu allen anderen Naturfarben, die im heißen Zustand färben, wird der Indigo in kalter Küpe gefärbt. Der aus dem Farbbad kommende Stoff muss an der Luft oxidieren, wo er sich von einem Grünton erst in das Blau verfärbt.
Beim Eintauchen der Stoffbahnen in die Färbeküpe ist darauf zu achten, dass sich während des Färbens die Stoffbahnen nicht gegenseitig berühren, das würde den Luftzutritt auf die „zusammengeklatschten“ Stellen verhindern, wodurch eine ausreichende Oxidation der Farblösung unterbunden wird.
Es genügt nicht, den bedruckten Stoff nur einmal in das Farbbad einzutauchen, vielmehr muss dieser Vorgang – das Hängenlassen des Leinens für eine bestimmte Zeit in der Küpe und das Oxidieren für eine bestimmte Zeit außerhalb der Küpe – vier- bis fünfmal wiederholt werden. Zwischendurch wird mit einem Stock zwischen die Bahnen geschlagen, um das Zusammenkleben zu verhindern. Durch die Oxidation erst färbt sich das Leinen von Grün ins Blau. „Jemanden Grün und Blau schlagen“ leitet sich von diesem Färbevorgang ab.