Am 28. November 2018 wurde eine jahrhundertealte Handwerkstradition aus Österreich und Mitteleuropa mit einer besonderen Ehre bedacht: Der Blaudruck wurde in die Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit der UNESCO aufgenommen. Damit erhält eine fast vergessene Kunstform neue internationale Aufmerksamkeit – und hoffentlich auch neuen Schwung.
Was ist Blaudruck eigentlich?
Blaudruck ist eine traditionelle Textilfärbetechnik, bei der Stoffe – meist aus Naturmaterialien wie Baumwolle oder Leinen – mit Hilfe von handgeschnitzten Holzmodeln und einer speziellen Reservierungspaste bedruckt und anschließend in Indigo gefärbt werden. Die Muster, die dabei entstehen, sind oft regional inspiriert und reichen von floralen Motiven bis zu geometrischen Ornamenten. Die Holzmodeln selbst sind kleine Kunstwerke und können bis zu 250 Jahre alt sein.
Ein gemeinsames Kulturerbe Europas
Die Aufnahme des Blaudrucks in die UNESCO-Liste war ein länderübergreifender Erfolg: Österreich reichte die Bewerbung gemeinsam mit Deutschland, Tschechien, der Slowakei und Ungarn ein. In all diesen Ländern gibt es noch aktive Blaudruck-Werkstätten – meist kleine Familienbetriebe, die das Wissen über Generationen weitergeben. In Österreich sind es nur noch zwei: Original Blaudruck Koó im Burgenland und die Blaudruckerei Wagner in Oberösterreich.
Warum ist Blaudruck heute so wichtig?
In einer Welt, die von Massenproduktion und Fast Fashion geprägt ist, steht der Blaudruck für Entschleunigung, Handarbeit und kulturelle Identität. Die UNESCO-Würdigung macht auf das drohende Verschwinden dieser Technik aufmerksam und setzt ein Zeichen für die Erhaltung von Handwerkskunst. Bundesminister Gernot Blümel brachte es treffend auf den Punkt: „Ein starkes Zeichen, dass Österreichs kulturelles Erbe vielfältig und zeitlos ist.“
Österreichs Platz im globalen Kulturerbe
Mit dem Blaudruck sind nun vier österreichische Traditionen auf der Repräsentativen Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit vertreten:
- 🐦 Die Falknerei (2012)
- 🎭 Der Imster Schemenlauf (2012)
- 🐎 Die Klassische Reitkunst der Spanischen Hofreitschule (2015)
- 💙 Der Blaudruck (2018)
Sie stehen neben weltbekannten Traditionen wie dem spanischen Flamenco, der Peking-Oper oder dem argentinischen Tango – ein Beweis für die kulturelle Vielfalt und Tiefe Österreichs.
Hoffnung für die Zukunft
Sabine Haag, Präsidentin der Österreichischen UNESCO-Kommission, betont: „Der Handblaudruck ist zunehmend vom Verschwinden bedroht. Wir hoffen, dass die internationale Würdigung dieser Tradition zu neuen Impulsen und Aufmerksamkeit verhilft.“ Die Aufnahme in die UNESCO-Liste ist nicht nur eine Auszeichnung, sondern auch ein Appell: Erhaltet das Wissen, fördert die Werkstätten, und lasst die blauen Muster weiterleben.
Wenn du Lust hast, Blaudruck einmal selbst zu erleben, lohnt sich ein Besuch bei den letzten aktiven Werkstätten – oder bei einem der UNESCO-ausgezeichneten Handwerkszentren wie dem Textile Zentrum Haslach. Denn Kulturerbe lebt nur weiter, wenn wir es sehen, fühlen und wertschätzen.




